von Kevin Pamann, Projektmanager bei Open Innovation City Bielefeld

LinkedIn ist aktuell eine der spannendsten Plattformen für Marketeers, Arbeitnehmer, Unternehmer oder Recruiter. Dementsprechend interessant finde ich es seit längerer Zeit, möglichst viel über die Logik der Plattform herauszufinden. Bisher haben sich dabei für mich 35 Learnings herauskristallisiert, die ich in diesem Blogartikel zusammengefasst habe.

Danke an Dr. Natalia Wiechowski, Celine Flores, Ilkay Özkisaoglu, Christian Byza oder Gary Vaynerchuck, die mit ihren hervorragenden Inhalten indirekt zu dieser Liste beigetragen haben. Ich hoffe, auch ihr könnt den folgenden Zeilen etwas für euch entnehmen. Enjoy.

Learnings für Privatpersonen

(1) Wusstet ihr, dass ihr die URL eures Profils ändern könnt? Mit etwas Fantasie nutzt ihr sie so, dass die URL auf eure Personal Brand einzahlt: PodcastPatrick, SEOSebastian oder FranziLovesFinances dürfte potenziellen Profilbesuchern mehr imponieren als die ID, aus der eure Profile standardmäßig bestehen.

(2) Ihr solltet euer Profil wie eine Story denken, nicht wie einen trockenen Lebenslauf. Header, Zusammenfassung, URL, Arbeitsnachweise. All das sollte eure Geschichte bzw. eure Positionierung stärken.

(3) Ihr wisst sicher, dass man im Profil Fähigkeiten hinterlegen kann. Sorgt einerseits dafür, dass die Top3-Skills auf eure beruflichen Ziele einzahlen und probiert zudem, möglichst viele Bestätigungen für eure Fähigkeiten einzuholen. Das gibt euch Kredibilität und auch der Algorithmus mag die Funktion, sodass ihr in der Suche oder beim “Cross Selling” (ähnliche User) bevorzugt werdet.

(4) Apropos: Auf eurer persönlichen Seite werden Besucher:innen standardmäßig ähnliche Profile empfohlen. Das ist wie Cross Selling für die Produkte der Konkurrenz. Ich würde empfehlen, dies zu deaktivieren.

(5) Ihr wollt sichtbarer werden? Abonniert Themen, die zu eurer Personenmarke passen: Gruppen, Hashtags, Influencer, Unternehmensaccounts. Indem ihr hier aktiv seid und regelmäßig auf inhaltlich tiefgründiger Ebene diskutiert, könnt ihr eure persönliche Reichweite schnell erhöhen.

(6) Wusstet ihr, dass man im Chat Abwesenheitsnotizen einpflegen kann? “Ich bereite mich auf die OMR2021 vor und freue mich, euch am Datum XY dort zu treffen” kann auch schon im Voraus auf eine Veranstaltung zu mehr Gesprächen/Leads führen.

(7) Nutzt Profile-Badges (z.B. “Follow me on LinkedIn” Grafiken) für eure persönlichen Websites oder eure Email-Signaturen, um Kontakte aus der täglichen Arbeit direkt zu LinkedIn Followern zu konvertieren. Damit meine ich nicht nur den Standardverweis auf eure Unternehmensseite, sondern vor allem auf eure privaten Profile.

(8) Im LinkedIn Chat schlägt die KI euch potenzielle Antworten auf die letzte Nachricht des Chatpartners vor. Mini-Hack: Wenn ihr noch per Sie mit einem Kontakt seid, klickt ihr im Chat auf “Danke (NAME)”, schiebt den Fauxpaus auf den Chatbot und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird euch nun das Du angeboten.

(9) Jeder von uns kennt es: Man wird von Personen hinzugefügt, die man nicht kennt. Aber wie damit umgehen? Meine Empfehlung: 1. Anfragen auf jeden Fall beantworten. Offene Anfragen, die man vor sich her schiebt, scheinen der Sichtbarkeit eurer Profile zu schaden. 2. Nehmt Personen an, zu denen ihr entweder regionalen oder inhaltlichen Bezug habt. Beides Fehlanzeige? Dann besser ablehnen.

Learnings für Unternehmen

(10) Ihr findet es sicher auch doof, dass man als Unternehmen nicht unter jeden Beitrag kommentieren kann. Mit einem kleinen Hack ist das aber möglich:
1. Ihr braucht die ID eurer Unternehmensseite. Die findet ihr auf eurem Profil. Sieht ungefähr so aus https://www.linkedin.com/company/3059xxxx/.
2. Die ID speichert ihr zwischen.
3. Jetzt braucht ihr die URL des Beitrags, unter dem ihr gerne kommentieren wollt. Zum Ausprobieren könnt ihr auch einfach diese hier nehmen: https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6733052800328077313.
4. Im Browser fügt ihr die URL des Beitrags ein, wo ihr interagieren wollt. Hinter der URL fügt ihr /?actorCompanyId=3059xxxx mit eurer ID ein.
Tada, schon könnt ihr überall kommentieren, wo ihr möchtet.

(11) Über eure Unternehmensseite könnt ihr jeden Monat 100 Kontakte einladen, eurer Page zu folgen. Wird eine Einladung akzeptiert, bedeutet das +1 für euer Gutschriften-Konto. Dieses Wachstumspotenzial solltet ihr jeden Monat ausnutzen.

(12) Ihr könnt eure Unternehmensseiten in mindestens 45 Sprachen anlegen. Eine englische Beschreibung ist neben der Heimatsprache empfehlenswert, aber gerade für internationale und/oder exportierende Gewerbe empfehlen sich auch die vielen weiteren Sprachen.

(13) LinkedIn macht durch die hohen organischen Reichweiten auch quantitativ Spaß. Diese Reichweiten-Arbitrage solltet ihr nutzen, solange der Algorithmus es noch ermöglicht. Aber messt euren Erfolg dennoch nicht nur auf Basis quantitativer KPIs, denn ihr erreicht hier die am teuersten einzukaufende Werbeklientel. Keine Plattform hat eine so hohe Dichte an Entscheidern, Geschäftsführern, Millionären.

(14) Während sich manche Unternehmen auf Instagram schwer tun, sales-lastigen Content zu kommunizieren und sich hier eher im Upper-Funnel auf das Thema Branding konzentrieren, ist das LinkedIn Publikum da toleranter. Auf einer Business-Plattform darf man sich über etwas Vertrieb nun auch nicht wundern.

(15) Egal ob Messe, Produktvorstellung oder interne Weiterbildung: Als Unternehmen solltet ihr die Möglichkeit nutzen, ein LinkedIn Event für eure Anlässe anzulegen. Das eignet sich u.a. zur Erhöhung der Veranstaltungsreichweite (Einladungsfeature nutzen!) und durch die prominente Verlinkung der Tickets könnt ihr die User im Schnelldurchgang durch den (Sales-) Funnel schieben.

(16) Unternehmen können Unterseiten zur eigenen Seite (“Fokusseiten”) einrichten. Hat man z.B. als Tech-Company mehrere Produkte, empfiehlt es sich, hier das Feature der Fokusseiten zu nutzen. Auch für eine multi-brand strategy kann dies sinnvoll sein.

(17) Als Seitenbetrieber kennt ihr LinkedIn Analytics sicherlich. Die Analyse Funktion ist so simpel wie nützlich. Hier könnt ihr zum einen die Performance eures Contents analysieren. Neben den typischen KPIs wie Reichweite oder Engagement Rate zählen die Lesedauer der Posts und das Klicken auf “Mehr anzeigen” zu den wichtigsten unsichtbaren Faktoren, die LinkedIn misst.

(18) Unter Analyse – Follower seht ihr unter anderem, wer eure Seite zuletzt abonniert hat. Eure Sales Kolleg:innen werden diese Insights lieben. Außerdem gibt es hier “Unternehmen, die Sie im Blick behalten sollte”, wo LinkedIn einem das Benchmarking mit ähnlichen Seiten leicht macht. Hier werden eure KPIs wie Engagement Rate, Anzahl der Beiträge oder Follower mit verwandten Pages verglichen. Das legt mal den Finger in die Wunde oder empfiehlt den Blick zum Content des “Nachbarn”.

(19) Unternehmen können auf ihrer Seite Gruppen empfehlen. Beispiel: OMR könnte die existierende Gruppe „Digital Marketing Heads by OMR“ prominent featuren, eine Hochschule ihre jeweiligen Alumni Gruppen und so weiter. Community Building leicht gemacht.

(20) Werbung ist qua TKP relevant teurer als ihr es von Facebook oder Instagram kennt. Aber die Kontakte sind qualifizierter und kaufkräftiger. Die Ads sind derzeit in Deutschland noch nicht stark verbreitet, als Werbetreibender sollte man diese Arbitrage nutzen. Inmails, das sind Nachrichten in Postfächer von Personen, mit denen ihr nicht verbunden seid, halte ich für die Leadgenerierung für besonders attraktiv.

Learnings für euren Content

(21) Eine mächtige Waffe für Unternehmen ist das sogenannte Employee Advocacy Marketing (nein, ich habe mir den Term nicht ausgedacht). Dabei geht es schlichtweg darum, Mitarbeiter:innen zu Testimonials zu machen, indem sie über das eigene Unternehmen schreiben. Laut einer Studie von Social Media Today führen diese Inhalte durch die erhöhte Glaubwürdigkeit und den persönlichen Bezug zu einer vielfach erhöhten Interaktionsrate gegenüber Unternehmensinhalten. Und vor allem ist es so deutlich einfacher möglicher, B2B Leads zu generieren, da auf diesem Wege oft Konversationen kommt. Ermutigt also eure Mitarbeitenden, aktiver auf LinkedIn zu posten.

(22) LinkedIn ist das Gegenteil von Instagram. Erfolgreiche Posts auf Instagram sind oft oberflächlich, hübsch, ästhetisch anspruchsvoll. Wenn Instagram ein Raum wäre, wäre es die Bar oder der Club. Bei LinkedIn seid ihr im Büro. Hier stehen die User auf Tiefgründigkeit, Erlerntes, Karrieretipps.

(23) Genau wie die anderen Plattformen mag auch LinkedIn keine Beiträge mit Links zu anderen Websites. Als Retailer schickt man seine Kunden ja auch nicht unbedingt ins nächste Geschäft. Noch schlimmer sind für LinkedIn URLs zu wenig frequentierten Websites oder Verweise auf Artikel, die veraltet sind.

(24) Wenn ihr als Unternehmen einen Post verfasst habt, gibt es die Möglichkeit, eure Mitarbeiter:innen über den Beitrag zu informieren. Stellt sicher, dass diese mit euren Posts interagieren. Auf dem Marketing Solutions Blog von LinkedIn gibt es einige Analysen, die zeigen, dass die Interaktion der eigenen Mitarbeitenden einen riesigen Unterschied bei der Ausspielung eurer Inhalte machen kann.

(25) Erfolgreiche Posts basieren zumeist auf viel diskutierten Content Pieces. Ergo: Inkludiert Fragen in eure Beiträge, stellt Thesen auf oder schubst direkt den ersten Dominostein an, indem ihr andere Personen markiert und nach ihrer Meinung fragt. Der Term “call to action” hängt Marketeers zwar oft zum Hals raus, wirksam bleibt es trotzdem.

(26) Für E-Commercer vielleicht keine Überraschung, aber die Engagement Kings scheinen Slideshows/Carousels zu sein. Anders als bei z.B. Instagram werden aber nicht aus mehreren Fotos automatisch Slideshows, sondern ihr müsst hierfür Powerpoint Folien oder PDFs hochladen. Auch Umfragen laufen oft überdurchschnittlich gut.

(27) Blogs scheinen im Verhältnis Aufwand/Ertrag nicht gut zu performen. In den Kommentaren halte ich euch bzgl. der Performance dieses Blogbeitrags auf dem Laufenden.

(28) Mit Hashtags kommt ihr in den Feed von Personen, mit denen ihr nicht vernetzt seid. Empfehlenswert sind drei bis fünf Hashtags pro Beitrag, die nicht zu allgemein sind. Beispiel: #affiliatemarketing > #marketing. Je konkreter das Thema desto valider das Interesse daran.

(29) Wenig überraschend: Posts mit Fotos performen relevant besser als ohne. Bei der Bildauswahl gilt ebenso wie in anderen Socials, dass Beiträge mit Menschen bessere Resultate erzielen.

(30) Ich habe oft beobachtet, dass Unternehmensinhalte sich wie PR-Texte lesen. Aber LinkedIn ist eine soziale Plattform und somit auf Interaktion ausgelegt, während PR oft so geschrieben ist, dass keine Frage mehr offen bleibt. Statt “wir eröffnen den nächsten Standort in XY und YZ sind die Gründe dafür” darf es hier also ruhig auch “Wir eröffnen unseren 100. Standort. Was denkt ihr, wo wird es sein?” heißen.

(31) Schmiedet Engagement-Allianzen mit anderen Accounts. Im privaten Umfeld, aber vor allem als Seitenbetreiber mit Kunden, Partnern und Stakeholdern jeder Art. Das hilft allen Beteiligten.

(32) LinkedIn bevorzugt Beiträge von Privatpersonen gegenüber Unternehmensposts. Was für Unternehmen erstmal doof klingt, ist gleichzeitig eine Chance für Führungskräfte. Beispiel: Julia Jäckel (CEO Gruner+Jahr) nutzt die Potenziale der Plattform als Privatperson und hat mittlerweile über 26.000 Abonnenten. Ihr Firmenaccount G+J “nur” 14.000.

(33) Euer Text braucht etwas Würze? Ja, ihr könnt eure Texte formatieren oder Emojis verwenden.
Schriftarten & Formatierungen
Emojis

(34) Die optimale Länge für eure Posts? OkDork hat das untersucht und herausgefunden, dass Inhalte zwischen 1900-2000 Zeichen am besten funktionieren.

(35) Die obligatorische Frage: wann posten? LinkedIn wird früh morgens und rund um die Mittagspause am häufigsten genutzt. Am besten ihr überprüft, ob das auch für eure Zielgruppe gilt. OkDork empfiehlt Donnerstag als Wochentag, laut meiner Beobachtung gibt es innerhalb der Wochentage kaum Unterschiede. Und wie häufig posten? LinkedIn selbst empfiehlt Unternehmen drei bis vier Beiträge pro Woche.

Fazit

LinkedIn rocks! Ich hoffe, dass meine Learnings euch etwas weiter bringen und würde mich über Feedback freuen. Auch würden mich eure Erfahrungswerte zu Bereichen interessieren, zu denen ich bisher nur wenig Berührungspunkte hatte. Dazu gehört u.a. LinkedIn Elevate, Ads, die Live- und die Story-Funktion oder Third-Party-Tools wie Inlytics. Danke fürs Lesen und stay safe everyone.

Kevin Pamann, Projektmanager bei Open Innovation City Bielefeld