TikTok ist schon lange keine Plattform mehr, die nur für kurze Musikvideos mit wilden Tanzeinlagen steht. Die App hat sich zu einer globalen Bühne für kreative Inhalte aller Art gewandelt und boomt, wie noch nie, was sie auch immer attraktiver für Unternehmen und somit auch für viele Pioniere aus dem Pioneers Club macht.
Entwicklung und Nutzerzahlen
Laut den neuesten Statistiken hat TikTok weltweit über 1 Milliarde aktive monatliche Nutzer:innen und zählt zu den am schnellsten wachsenden Social Media Plattformen. Die Altersstruktur der TikTok-Nutzer:innen ist bemerkenswert. Etwa 60 % der aktiven User:innen sind zwischen 16 und 24 Jahren alt, was die Plattform besonders interessant für Unternehmen macht, die Generation Z ansprechen wollen. Darüber hinaus sind 26 % der Nutzer:innen zwischen 25 und 44 Jahren alt, was zeigt, dass die Plattform auch für ältere Zielgruppen an Relevanz gewinnt. Auch in Deutschland boomt TikTok: Laut dem Unternehmen aus China nutzen 20,9 Millionen in Deutschland die App, das ist fast jede vierte Person.
Erfahrungen und Erfolge von Pionieren
Auch immer mehr Pioneers Club Member entdecken die Vorzüge der Plattform für sich. Carla Ströher, Gründerin der Kosmetikmarke PureU, Nils Bußmann, Head of Marketing für das Pflegenetzwerk Curawork und Jannis Lange, Teamlead Marketing beim Softwareunternehmen orgaMAX sind nur einige von vielen Pionieren, die mit ihren jeweiligen Accounts ihre Produkte bewerben und ihre Markenbekanntheit steigern möchten.
Die drei Mitglieder haben mit uns über ihre Erfahrungen, Erfolge, Motive und Learnings gesprochen.
Authentizität und Wiedererkennbarkeit gehören für alle drei Pioniere bei der Erstellung des Contents dazu. So tritt Carla regelmäßig persönlich vor die Kamera und erzählt ihren knapp 35.000 Followerinnen ihre Geschichte: Als junge Frau litt Carla mit sensibler Haut unter Hautproblemen und fand kein passendes Makeup-Produkt. Kurzerhand entwickelte sie ihre eigenen Kosmetikprodukte und gründete PureU. „Wer kann besser erzählen, wie unsere Produkte wirken und anzuwenden sind als ich?”, stellt sie in den Raum. Ihr Tipps erzeugen eine hohe Glaubwürdigkeit und führen zu viel Interaktion bei den Followerinnen.
Auch für die Gründer des Pflegenetzwerks Curawork war von Beginn an klar, dass ein erfolgreicher TikTok Account nur durch authentischen Inhalt funktionieren kann: Nils: „Auf TikTok haben wir zu Beginn ein paar Pflegememes gepostet. Doch damit wir richtig durchstarten konnten, brauchten wir ein Gesicht vor der Kamera, das weiß, wovon es spricht. Da wir Gründer selbst nicht aus der Pflege kommen, haben wir nach einem passenden Creator gesucht. Mit Frederik Tölke haben wir den perfekten Content Creator gefunden, der in den letzten Zügen seiner Pflegeausbildung steckte und sich zu seinem Job im Krankenhaus kreativ ausleben wollte.” Das Team rund um Nils lässt Frederik bei der Content-Gestaltung freie Hand. So entwickelt der Pfleger verschiedene Reihen, wie “Errate die Krankheit” und nimmt seine Follower:innen mit in den Pflegealltag oder stößt aktuelle Themen der Branche an.
Curawork verfolgt die Strategie der Brand Awareness. Nils: „Wer genau hinschaut, erkennt in unseren Videos immer unser Logo auf der Kaffeetasse im Hintergrund und sogar Frederiks Kittel ist, obwohl dies für die Pflege untypisch ist, in der Curawork-Farbe Schwarz gehalten.” Doch wie schafft man es, dass die User:innen konvertieren? Frederik setzt hierfür bewusst alle drei bis vier Videos ein Call to Action ein, der die Zielgruppe auf das Pflegenetzwerk zieht: So enden seine Videos zum Beispiel so: „Ich habe genau zu dieser Frage einen Post auf Curawork geschrieben und mich würden eure Erfahrungen dazu interessieren”. Das Konzept zeigt Wirkung. Knapp 40% der Curawork-User:innen kennen die Pflegeplattform durch TikTok und noch mehr: “Fredrik wird tatsächlich des Öfteren auf der Straße erkannt und angesprochen”, erzählt Nils. Auch Carla kennt das Phänomen, erkannt zu werden. Neben ihrem Gesicht setzt PureU zudem auf Models: „Wir wollen zeigen, dass unsere Produkte auch für andere Hauttypen funktionieren”, erklärt Carla. Für das Team von PureU ist TikTok mit der wichtigste Kommunikationskanal. Vereinzelte Videos weisen Aufrufe im Millionenbereich auf. „Mit unserer Präsenz wollen wir ganz klar an Bekanntheit gewinnen.”
Carla weiß um die Kontinuität, die es auf TikTok bedarf. Dennoch gehört die regelmäßige Contenterstellung zu ihren größten Herausforderungen: „Wenn man nicht regelmäßig neue Inhalte postet, wirkt sich das leider negativ auf den Algorithmus aus. Nach einer längeren Pause muss man umso mehr liefern.” Um am Ball zu bleiben, helfen ihr Challenges mit anderen Content Creatoren. „Ich habe mich letztes Jahr mit anderen Pionieren zusammen getan, die auch auf TikTok aktiv sind. Mit ihn habe ich Wetten abgeschlossen, wer mehr Content in einem gewissen Zeitraum erstellt”, verrät sie ihr Erfolgsrezept.
Um erst gar nicht in ein Content-Loch zu fallen, verfolgen die Pioniere von orgaMAX eine andere Strategie und haben den Stellenwert, den die Plattform fürs Unternehmen hat, sehr weit hochgesetzt. Seit knapp zehn Monaten sind die Softwarepioniere nun auf TikTok. Jannis verrät: „Uns war schnell klar, dass wir mit gutem und regelmäßigen Content auf TikTok eine relativ hohe organische Reichweite erzielen können, jedoch wollten wir nicht blind drauflos laufen.” Damit die Zahlen nach oben schießen, haben sich Jannis und sein Team schnell darauf verständigt, dass sie mit einem externen Profi zusammenarbeiten möchten. So setzt das Unternehmen aus Detmold auf die Expertise von Franz Wegner. Mit sogenanntem Talking Head Content hat er bereits die Accounts von Johannes Kliesch, Florian Nottdorf oder Céline Flores Willers erfolgreich aufgebaut. Einmal im Monat trifft sich das Team des TikTok-Expertens mit den Marketing Mitarbeitenden von orgaMAX. Dann werden innerhalb kürzester Zeit 30 bis 40 Videos produziert, denn schließlich soll jeden Tag ein Video auf dem „soenke.orgamax„-Account gepostet werden. Wie es der Account-Name verrät, tritt Mitarbeiter Sönke vor die Kamera. „Wir hatten zwei, drei Mitarbeitende im Kopf, die diesen Job übernehmen könnten”, erzählt Jannis. Die Wahl fiel letztendlich auf Sönke aus dem Support-Team. “Seine Motivation für die Aufgabe war sehr hoch, zudem kennt er tatsächlich jedes unserer Produkte und er ist aufgrund seiner langjährigen Unternehmenszugehörigkeit von mehr als zehn Jahren sehr stark mit dem Unternehmen verbunden. Das hat einfach direkt gepasst”, freut sich Jannis
Die Videos mit Sönke zeigen, dass man auch mit relativ trockenen Themen wie Buchhaltung eine hohe Audience erreichen kann, wenn man diese unterhaltsam vermittelt. Mehr als 22.900 Follower:innen folgen Sönke, der in seinen Videos Tipps zu E-Rechnungen, Rechnungen für Kleinunternehmer:innen oder Hinweise zur Erstellung von Stornorechnungen gibt.
Hin und wieder tauchen auch Videos zu Themen auf, die vom Kerngeschäft des Unternehmens weit weg sind. „Mit Videos zur Preisentwicklung der Dönerpreise oder zum Unternehmensaufschwung von BioNTech locken wir die User:innen auf unseren Account.” Die Strategie geht auf: In zehn Monaten haben die Videos von Sönke bereits mehr als 14 Millionen Views gesammelt und mehr als 100 Leads konnten bisher verbucht werden. Damit gemeint sind Kund:innen, die sich die kostenlose Testversion der Buchhaltungssoftware herunterladen.
Jannis erhofft sich zukünftig noch mehr Leads und Views. „TikTok wird immer mehr als Suchmaschine genutzt. Aus diesem Grund stecken wir viel Energie in das Thema SEO-Marketing, damit unsere Videos bei gewissen Suchbegriffen weit oben angezeigt werden.“ Auf TikTok zählt der Account von orgaMAX bereits zu den relevantesten Accounts, die sich mit den Themen Buchhaltung und Selbständigkeit befassen.
Hinter diesen Erfolgen steckt viel Arbeit: Neben der Contenterstellung fließt viel Zeit und Geld in das Thema Communitymanagement. „Wir haben die Luxussituation, dass Sönke und eine weitere Mitarbeiterin aus dem Marketing täglich bis zu vier Stunden für das Beantworten von Nachrichten sowie das Kommentieren und Liken anderer Videos aufwenden können”, erzählt Jannis.
Alle drei Pioniere sind sich einig: Der Aufwand, der in TikTok fließt, zahlt sich aus, wenn man regelmäßig relevanten Content produziert. „TikTok ist das am schnellsten wachsende Netzwerk, auch ohne viele Follower:innen kann eine hohe Reichweite in kurzer Zeit erzielt werden.”, verrät Carla. Jannis ergänzt: „Ein weiterer Punkt ist, dass im B2B-Bereich erst wenige Unternehmen auf der Plattform vertreten sind und noch nicht alle Nischen besetzt sind. Wer jetzt startet, kann immer noch früher als die Konkurrenz sein und viel Traffic erzielen.”