Arved Cornelsen ist gebürtiger Bielefelder. Nach dem Studium an der FHDW in Bielefeld wählte er seine berufliche Ausrichtung mit dem Startpunkt bei Pixelpark. Dass er unternehmerisch getrieben arbeiten möchte, musste er nicht lange rausfinden, das wusste er schon früh und machte sich nach gerade einmal 2,5 Jahren als IT-Berater selbstständig.

Bei nuucon.io ist er seit 2017 einer der ersten Mitarbeitenden und gestaltete nicht nur den Pivot, sondern auch das Wachstum des Startups wesentlich mit. Doch als wir Arved Ende 2018 im Pioneers Club als Coworker begrüßen durften, blieb eines sehr stark hängen: Ein Surfer, der unterwegs Zuhause ist.

“Ich war im Nomadentum gefangen! Ich bin nie so richtig angekommen. Und hatte mich auch nie danach gesehnt etwas Festes in der Hand zu haben. Bis ich gemerkt habe, dass ich mich, zwischen Home Office und dem ganzen Reisen, nach einem festen Arbeitsort sehne, wo ich auch mal Menschen begegne und nicht in Einsamkeit versinke.” Philipp Renerig, der Gründer von Nuucon hatte einige Verbindungen im Startup-Ökosystem in Bielefeld und der Club war ihm als Coworking Fläche ein Begriff. “Es gab die Chance für mich eine Zugehörigkeit zu spüren. Und im Pioneers Club habe ich erst so richtig eine Heimat für mich gefunden!”, sagt der 29-jährige.

Dass sich Arved nun nach knapp 4 Jahren Nuucon neu orientieren möchte, ist gerade in der digitalen Welt ein ganz normaler Zyklus. In der Jobsuche gibt es nun aber viele Kriterien für den Product Manager, die die Auswahl auf dem hoch frequentierten Stellenmarkt in Sachen Scrum und Agile Coach stark reduzieren. Denn Arved weiß nach vielen Jahren Beratungstätigkeit ganz genau was er sucht und braucht, um optimal zum Unternehmenserfolg beitragen zu können.

 

Gucken wir doch mal genauer hin auf seine Auswahlkriterien:

 

Der Ort

Nein, richtig entschlossen ist er in der Ortswahl noch nicht. Was ihm hier ganz klar in Bielefeld fehlt ist das Wasser, was er gerade in Hamburg, dem Hauptsitz von Nuucon, so attraktiv findet. Auch gibt es in Bielefeld noch nicht so eine starke Vielfalt an Startups, wie beispielsweise in Berlin oder anderen Metropolen. “Vor allem hier ist der technologische Austausch ein ganz anderer, was hier in Bielefeld zwar gerade stark kommt, aber einfach dort viel intensiver, schneller und technologie-bezogener ist. Aber Bielefeld ist auch schön, hier gibt es den Teutoburger Wald! Und die Anbindung zu den großen Städten ist hervorragend, ich brauche hier definitiv kein eigenes Auto und kann mich auf den Fernverkehr und die Öffis verlassen. Auch mit den kostengünstigen Möglichkeiten eines Clip-Tickets von moBiel ist der Nahverkehr besonders attraktiv.”

Nachhaltige Unternehmen

Als Millennial schaut Arved bei der Arbeitgebersuche sehr stark auf die Nachhaltigkeitsphilosophie. Gibt es gute Möglichkeiten mit den Öffis an den Arbeitsplatz zu kommen? Engagieren sie sich für ein Job-Rad und versuchen sie die Mitarbeitenden dahingehend auch zu aktivieren? Vor allem bei einem Konzernriesen wie Arvato, der ja hier in der Region sitzt, ärgert Arved sich: “Arvato wäre total was für mich, ich hatte schon mehrere Male überlegt mich auch mal in Richtung Miele, Bertelsmann oder Claas in Gütersloh und Harsewinkel zu bewerben, aber wie soll ich denn dahin kommen ohne Auto, ohne 4 Mal umzusteigen und einer Wegzeit von mindestens 1 Stunde morgens hin und 1 Stunde abends wieder zurück bei nicht mal 20km direkter Strecke, zu opfern? Und Remote arbeiten wurde dort bisher auch nicht so groß geschrieben, es sei denn man hat Glück mit der Abteilung.”

Arbeitsmodelle und Urlaubstage

“Oft tue ich mich auch schwer bei der veralteten Sichtweise des flexiblen Arbeits-(zeit)modells. Es ist in der Reisevielfalt und Individualität heute gar nicht mehr wichtig, dass man morgens flexibel in den Tag starten kann, sondern dass man sich die Arbeitszeit perspektivisch komplett selbst einteilt. Auch finde ich es sehr sinnvoll den Freitag beispielsweise wegzulassen. Ich denke gerade Corona hat das ganz gut gezeigt, dass Effizienz nicht mehr mit den 40-Arbeitsstunden oder einer 5-Tage Woche zu tun hat, sondern mit der Umgebung, den Möglichkeiten und der Teamarbeit.” Bei dem vielen Surfen, dass Arved im Normalfall gerne tut, ist ihm natürlich auch die Anzahl der Urlaubstage wichtig. Wobei das ‘Arbeiten von Überall’ seit der Pandemie mehr an Akzeptanz und Toleranz gewonnen hat. Darüber freut er sich ganz besonders.

Kultur des Unternehmens

Fragen wie: Gibt es viele Hierarchien die im Unternehmen gelebt werden? Was ist mit der Weitergabe von Wissen innerhalb der Abteilungen? Wird dies gelebt, vielleicht durch Espresso-Sessions?
“Das was in HH und Berlin tagtäglich gelebt wird, schwappt gerade nach Bielefeld rüber. Stichwort: Holokratie, Organisationsentwicklung und intrinsische Motivation. Das ist mir wirklich wichtig und sollte jedes Unternehmen viel stärker fokussieren. Auch eine Mitgliedschaft im Pioneers Club beispielsweise, oder sogar das Möglich-Machen eines Arbeitsplatzes hier, zeigt die Flexibilität und das Vertrauen einer Firma gegenüber Mitarbeitenden!”, sagt Arved.

Bielefeld ist einzigartig

Doch halten tut ihn aktuell auf jedenfall so Einiges. “Das hätte ich garnicht gedacht. Ob es die bezahlbaren Mietpreise, die ostwestfälische Freundlichkeit, das Netzwerk und die tollen Menschen rund um meinen Arbeitsplatz im Pioneers Club, oder auch meine Dozentenstelle an der FHM sind. Mit der Entscheidung tue ich mich ganz schön schwer. Denn Bielefeld ist – zwar in den letzten Jahren erst aber nichtsdestotrotz – immer mehr der Mittelpunkt meines Lebens geworden. Hier fühle ich mich wohl. Am meisten würde ich mir wünschen, dass alles was IT-getrieben ist, nicht weiter in der Ferne auf dem Land zu finden sein sollte, sondern eher im Gegenteil, im Innenstadtkern. Denn Innenstädte haben die Innovationskraft, die das Land nicht hat und somit fehlt dort von außen der notwendige Druck für die Innovationskraft. Also los rein in die Städte und Innovation mitgestalten, jetzt und nicht morgen!”

Vielen Dank für das Interview Arved, wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Suche und der richtigen Entscheidung.
Wir hoffen, dass du unser Netzwerk auch in Zukunft mit deiner
Anwesenheit bereicherst.

Die Daumen sind gedrückt, dass du etwas in Bielefeld findest.
Und denk dran, auch 9/10 Punkte auf der Checkliste sind schon ziemlich gut!