Schon bevor Angelika Schindler-Obenhaus, die Hauptperson beim  Ask me Anything-Format im Pioneers Club am 04. Oktober 2023, überhaupt eine Frage beantwortet hatte, gab es für die Powerfrau großen Beifall. Dabei honorierten die knapp 40 Teilnehmenden ihren Mut sich auf ein Frage-Antwort-Format einzulassen, obwohl sie erst vor einer Woche ihren Posten als CEO bei dem Modeunternehmen Gerry Weber verlassen hatte.

„Als uns die Meldung erreichte, dass Gerry Weber und Angelika getrennte Wege gehen, haben wir nicht unbedingt damit gerechnet, dass wir sie heute Abend hier begrüßen und ausfragen dürfen“, moderierte Kevin Pamann, Geschäftsführer der Pioneers Space GmbH, den Gast des Abends an.

Das Format hatte es in sich: In knapp 90 Minuten stellte sich die Former CEO von Gerry Weber 34 Fragen aus dem Publikum. „So ein bisschen fühle ich mich hier, wie bei „Grill den Hensler“, scherzte die Gütersloherin. Auf die Frage, wie es ihr aktuell gehe, folgte trotz des Fragenhagels und ihrer aktuellen Situation ein selbstbewusstes „Gut!“. Eine Antwort, die man der Karrierefrau auf jeden Fall abnahm. In einer angenehmen Atmosphäre sprach sie über Leadership, Frauen in Führung, Zukunft des Modeeinzelhandels, über die Modeindustrie, das Thema Nachhaltigkeit und viele weitere Themen.

Im Recap haben wir ein paar spannende Ausagen von Angelika Schindler-Obenhaus zusammengefasst:

1) Ihre Tipps für Frauen, die eine ähnliche Karriere anstreben:
Als Angelika-Schindler-Obenhaus ihre Ausbildung 1982 bei der Horten AG anfing, hat sie im Traum nicht daran gedacht, irgendwann mal eine Führungsposition in einem großen Unternehmen zu übernehmen. „In solche Positionen kommt man mit der Zeit und der Erfahrung rein“, so die Modeunternehmerin. Dennoch hatte die Managerin ein paar Tipps im Gepäck, die dabei helfen, Ziele, wie dieses zu erreichen: „Seid euch klar, was ihr machen möchtet. Bleibt immer authentisch. Sobald man merkt, dass man sich für einen Job oder eine Position verstellen muss, ist es nicht das Richtige. Und seid mutig und voller Leidenschaft. Man muss für ein Thema brennen, damit einem die Mitarbeitenden folgen,“ empfiehlt die Unternehmerin, deren Herz für die Modebranche schlägt. Persönlich habe Angelika Schindler-Obenhaus in ihren Positionen nie einen Nachteil darin gesehen, eine Frau zu sein. „Ich war einfach da, unabhängig vom Geschlecht.“ 

2) Über ihren Führungsstil:
Selbstreflektiert beschreibt Angelika Schindler-Obenhaus ihren Führungsstil mit folgenden Worten: „Kooperativ, situativ , direkt in der Kommunikation, transparent.“ Im Gegenzug erwatet die Karrierefrau aber auch direktes Feedback von ihren Mitarbeitenden.  „Mit direktem Feedback kann ich einfach am besten umgehen.“ Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb mit ihrem Amtsantritt bei Gerry Weber den Kulturwandel im Unternehmen stark geprägt hat. Neben der Einführung einer Duzkultur war ihr besonders wichtig eine offene Feedbackkultur zu leben.  

3) Über den Modeeinzelhandel:
Dem Modeeinzalhandel prognostiziert Angelika Schinlder-Obenhaus „schwierige Zeiten“. Die Kund:innen kaufen zwar weiterhin auch stationär, aber eben auch sehr viel online. Saisonale Faktoren, dass der Winterschlussverkauf schon mitten im Winter beginne und die Produkte somit schnellstmöglich auf den Frühling gedreht werden, erschweren die Lage. Außerdem haben viele Modehändler:innen in den letzten Jahren einen extrem großen Expansionskurs gefahren und „an jeder Steckdose“ eine Filiale eröffnet. In der jetzigen Zeit, in der gerade kleinere Innenstädte immer weniger attraktiv werden, werden natürlich auch diese Filialen immer weniger profitabel und somit zum Problem.
Zudem schaffe sich der Modeeinzelhandel seit Jahren selbst ab: Erst der Bau der Kaufhäuser in den 80ern, dann die großen Outlets abseits der Innenstädte und die anhaltende „Geiz ist geil“-Mentalität der Deutschen führen laut Angelika Schindler-Obenhaus dazu, dass der Modeeinzelhandel seit Jahren leide.
In anderen Ländern, wie in Spanien oder Italien habe Mode für die Menschen zudem einen ganz anderen Stellenwert. „Da ziehen sich die Leute nach der Arbeit nochmal bewusst um, um dann auszugehen. In Deutschland tragen die Leute den ganzen Tag die gleiche Hose. Bequem, praktisch, günstig steht hier im Fokus, während in anderen Ländern Modetrends entstehen.“
  

4) Über regionale Manager-Persönlichkeiten, die sie beeindrucken:
Bei der Frage geriet Angelika Schindler-Obenhaus ins Schwärmen. „Wir haben hier sehr viele, sehr gute Unternehmer:innen. Ich persönlich kenne keine Region in Deutschland, die so stark aufgestellt ist wie Ostwestfalen.“ Dabei betont Schindler-Obenhaus, dass es sich dabei oft um „Hidden Champions“ handle, denn viele Unternehmer:innen halten sich in der Öffentlichkeit stark bedeckt. Das war vielleicht auch ein Grund, weshalb es der Former CEO schwerfiel, einzelne Namen zu nennen: „Da möchte ich eigentlich keinen hervorheben“, so Schindler-Obenhaus. Dennoch kam sie nicht drumherum, ein Lob an Liz Mohn (Bertelsmann) auszusprechen und Pioneers Club Mitglieder, wie Hettich oder Böllhoff zu nennen. Angelika Schindler-Obenhaus wünscht sich von vielen Manager:innen mehr Mut zur Sichtbarkeit. Wenn eine diesen Appell aussprechen kann, dann unsere Speakerin. Auf ihren Social Media Accounts lebt sie es vor, wie es gehen kann, als Managerin in die Öffentlichkeit zu treten. Auf Instagram hat sie sich über die letzten Jahre eine beachtliche Fangemeinde mit mehr als 70.000 Foller:innen aufgebaut und auch auf LinkedIn gehört sie mit fast 10.000 Abonnent :innen zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Region.

5) Über mögliche Veränderungen von Innenstädten, die sie anstreben würde, wenn sie Bürgermeisterin wäre:
Über diese Frage abseits ihres bekannten Tätigkeitsspektrums musste die Unternehmerin schmunzeln. „Nicht, dass ich keine Ideen hätte: Aber die Politik, Verwaltung und Bürokratie würden mir mit Sicherheit sehr schnell meine Grenzen aufzeigen,“ lautet ihre bescheidene Antwort. Ideen konnte Moderator Kevin Pamann ihr dann doch entlocken. So würde sich die Macherin für mehr Grün einsetzen und versuchen das Leben in die Stadt zu holen, indem sie mehr Handwerk ins Zentrum locken würde. Es brauche einfach mehr Begegnungsstätten, die Verbindungen schaffen, so wie es im Pioneers Club vorgelebt würde. 

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