Olli und Jasper wollen die Rohstoffindustrie revolutionieren. Mit ihrem Startup pektogram suchen sie nach Hebeln, wie sie eine der größten Industrien der Welt von innen heraus umkrempeln können. Ihre Suche führte sie im November über den großen Teich in die USA. Wir haben Olli und Jasper zum Interview getroffen. Die beiden Unternehmer haben uns erzählt, was sie auf ihrer Reise erlebt und gelernt haben.

Welcome back Olli und Jasper! Mit pektogram habt ihr einiges vor. Bevor wir über eure Reise sprechen, erzählt uns doch mal, wie ihr es schaffen wollt, die Rohstoffindustrie zu revolutionieren.
„In der Rohstoffbranche gibt es echt viel zu tun. Die Branche gibt es gefühlt schon ewig, doch sie befindet sich im Dornröschenschlaf. Die Branche gilt als dreckigste, aber auch als eine der wichtigsten Branche der Welt. Denn ohne Rohstoffe geht nichts. Wir wollen der Industrie aufzeigen, dass sie sich besonders in Puncto Nachhaltigkeit verändern muss. Wir sehen hier viele Hebel, die man bewegen kann. Mit agilen Startup-Methoden möchten wir die Branche Stück für Stück verbessern.”

Es war eure erste internationale Reise mit pektogram. Warum ging es direkt in die USA?
„Mit unserem Partner Possehl Erzkontor, einem großen Deutschen Rohstoffhändler, haben wir ein Customer Dashboard entwickelt. Zum einen hat Possehl Erzkontor einen Sitz in Cincinnati in Ohio und zum anderen wird in den USA viel mit Rohstoffen gehandelt. Unsere Kontakte haben uns einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil verschafft, denn wir sind schnell mit vielen Unternehmen aus der Branche in Kontakt gekommen. Wir haben ihnen das Dashboard vorgestellt und uns mit ihnen über Chancen und Probleme in der Branche ausgetauscht. Kontakte sind das A und O. Uns wurden oftmals direkt die Türen zu Chefetagen geöffnet und das, obwohl wir zwei “No Names” aus Deutschland sind.“

Apropos Türen öffnen. Wieso konntet ihr überhaupt in Zeiten von Corona in die USA einreisen?
„Wir konnten nur einreisen, weil wir vom Konsulat eine “National Interest Exception” bekommen haben. An diesem Fall merkt man auch wieder, wie wichtig die Rohstoffindustrie ist. Diese Ausnahmeregelung bekommen scheinbar nicht viele Leute. Selbst der Flughafen in New York, von wo wir unsere Rückreise aus angetreten haben, war fast wie leergefegt. Uns haben viele Nachrichten von Leuten erreicht, die regelmäßig in den USA sind und uns verwundert gefragt haben, wie wir es in die USA geschafft haben.

Euer letzter Stopp war also in New York. Wo wart ihr außerdem?
„Für nur einen Kunden wären wir natürlich nicht nach Amerika geflogen. Tatsächlich haben wir jeden Tag mehrere Partner:innen getroffen und Gespräche geführt. Unter anderem waren wir in Pittsburgh, Cincinnati, mitten in Virginia, Charlotte sowie in New Jersey. Die Area rund um Pittsburgh wird als Rust-Belt bezeichnet und wortwörtlich übersetzt bedeutet das „Rostgürtel“ und ist quasi mit dem deutschen Ruhrgebiet zu vergleichen. 

Was hat es mit dem Customer Dashboard auf sich, das ihr mit eurem Partner entwickelt habt?
„Es handelt sich um ein B2B-Kundenportal und dient im ersten Schritt als Schnittstelle zwischen dem Possehl Erzkontor und deren Kunden. Das Board kann als Management-Tool gesehen werden. So erhalten die Anwender:innen zum Beispiel einen Überblick darüber, welche Ressourcen sie noch auf Lager haben, welche Rohstoffe für welchen Preis eingekauft wurden und vieles mehr. Das Tool gibt Struktur und spart etliche Fax- und Mailnachrichten. Wir haben drei Monate für die Entwicklung des Prototypen gebraucht. Jetzt heißt es, das Board weiterzuentwickeln und es in der Rohstoffbranche zu etablieren.“

Nachhaltigkeit ist eines von euren Hauptthemen. Nach dem, was ihr in Amerika gesehen habt, wie stehen die Amerikaner zu diesem Thema? 
„Das ist leider keine große Überraschung. Die Amerikaner legen deutlich weniger Fokus auf Nachhaltigkeit. Das sieht man an allen Ecken: Sehr viel Müll und Plastik, große SUVs und Pickups, die so schwer sind, dass sie die Fahrbahn zerstören. In Gesprächen haben wir gemerkt, dass bei vielen Leuten noch nicht das Mindset vorhanden ist, proaktiv etwas für die Umwelt zu tun. Sie sehen, dass Nachhaltigkeit in Europa mehr und mehr ein Thema ist und sie sind sich auch sicher, dass dieser Trend auch nach Amerika kommen wird. Aber solange die Regierung nichts vorschreibt, verspüren sie keinen Druck zu handeln. Unsere Mission ist: Das Thema Nachhaltigkeit konsequent bei unseren Kontakten in den USA zu platzieren. Dafür bringen uns die Amerikaner vielleicht mehr im Bereich Digitalisierung weiter. Da sind sie uns um einiges voraus.“

Ihr wart zweieinhalb Wochen unterwegs, was habt ihr in eurer Freizeit gemacht?
„Wir haben Halloween in den USA miterlebt und uns vorab mit Kostümen im Walmart eingedeckt. Wenn das mal nicht typisch amerikanisch ist?! Wenn man in den USA ist, gehören große Sportevents natürlich dazu. Wir waren beim NFL-Spiel Cincinnati gegen Cleveland, also ein Derby. Das muss man den Amerikanern lassen: Events und große Shows, das können sie. Unser Highlight in New York war natürlich der Central Park.“

Was ist das Fazit eurer Reise? Welche Learnings nehmt ihr mit nach Deutschland?
„Wir nehmen eine Menge mit. Wir haben gesehen, wie viel Potenzial es für uns mit pektogram noch gibt. Durch die persönlichen Treffen haben wir uns sicherlich 50 Google-Teamsitzungen erspart. Die persönlichen Gespräche haben uns gezeigt, dass man Face to Face-Meetings in Zeiten von Videocalls und Co. nicht außen vor lassen kann. Außerdem ist uns erneut bewusst geworden, wie wichtig und hilfreich es ist, Connections in der Industrie zu haben. An diesen Stellen sieht man immer wieder, wie wichtig es ist, renommierte Unterstützer wie Possehl Erzkontor im Rücken zu haben. Zudem konnten wir unsere bestehenden Kontakte intensivieren. Ein weiteres Learning ist auf jeden Fall, dass es wichtig ist, andere Kulturen kennen und verstehen zu lernen. Auch das bringt uns persönlich und beruflich weiter.“